Eine Runde auf dem Olympia-Platz von Rio de Janeiro

Auf dem Golfplatz abzuschlagen, wo Justin Rose (England) und In-bee Park (Südkorea) die Goldmedaille für ihr Land gewonnen haben, hat durchaus seinen Reiz. Zumal die Anlage von Gil Hanse auch noch richtig viel Spaß macht. 


Rio Olympic Course in BrasilienGleich vorne weg: An den Gerüchten ist nichts dran. Der Zustand des Platzes war im brasilianischen Hochsommer (Mitte Januar) überwiegend großes Kino. Offen war die Anlage natürlich auch. Alleine die Grüns waren mir deutlich zu langsam. Andererseits machen wirklich schnelle Grüns den Platz zu einem ganz anderen Kaliber. Die Gerüchte sind da, zumindest im Netz. Der Olympic Golf Course in Barra, dem Reichen-Vorort von Rio de Janeiro, soll kaum noch in Betrieb sein – und darüber hinaus in einem erbärmlichem Zustand. Was man nicht alles im Internet lesen kann ... Da ich die vergangenen Wochen nach der Nomad Cruise in Brasilien unterwegs war und schließlich in Rio gelandet bin, musste ich natürlich einen Abstecher auf den Olympia-Kurs einplanen. Solche Chancen ergeben sich schließlich nicht allzu oft. 

Immerhin konnte ich dank der langsamen Grüns in einem Caddie-Turnier mit meinen beiden Mitspielern Jorge und Wes von den vorderen weißen Tees eine entspannte 74 (+3) spielen, ohne wirklich viel Stress zu verspüren. Allerdings ist der Platz von Weiß auch nur 6.287 Yards lang. Ganz anders von den Black Tees, wo die Olympioniken 2016 abschlugen: Hier sind 7.163 Yards bei Par 71 zu meistern. Das ist schon eine ganz andere Nummer. 

Rio Olympic Course, entworfen von Gil Hanse

Das Design von Gil Hanse, der mittlerweile zu den fortschrittlichsten und angesagtesten Platzarchitekten der Welt zählt (u.a. Streamsong Black in Florida, Castle Stuart in St. Andrews oder das Re-Design des Blue Monster in Doral), macht einfach extrem viel Spaß. Denn Gil Hanse schafft es, Abwechslung zu bieten. Nahezu auf allen Bahnen gibt es mehrere Wege, das Loch zu spielen. Außerdem verliert man eher selten einen Ball, außer man macht einen wirklich richtig schlechten Schlag oder versenkt seine Murmel im Wasser. Das erhöht auf jeden Fall den Fun-Faktor.

Die zweiten Neun sind dabei anspruchsvoller und bieten außerdem ein für Turniergolf spannendes Finale. Denn auf den Schlusslöchern 16 bis 18 kann noch ganz viel passieren: Das Par 4 ist von allen Tee-Boxen angreifbar (maximal 290 Meter). Danach kommt ein kurzes Par 3, das meist mit Gegenwind zu meistern ist, ehe das abschließende Par 5 nochmals eine Chance auf ein Birdie gibt. Drei unter auf den letzten drei ist für die Profis also durchaus machbar.  

 

Erinnert an die Sandbelt-Plätze Australiens

Bei der Charakteristik hat mich der Rio Olympic Golf Course sehr an die australischen Sandbelt-Plätze in Melbourne erinnert. Es gibt viele Hügel und Senken auf den Fairways, dazu kommen zahlreiche Bunker in den unterschiedlichsten Formen. Auch die Grüns spielen sich schottisch-australisch: Oft puttet man aus einer Senke neben dem Grün erfolgreicher, kann aber natürlich auch einen Flop oder Chip-and-Run spielen. Man merkt: spielerische Vielfalt hilft. Nachdenken ebenso. 

Die Grüns sind groß, treu, sehr hart und sehr abwechslungsreich - waren an meinem Spieltag aber arg langsam. Wenn sie richtig schnell sind, ist der Platz aber auch auf Anhieb 3 bis 4 Schläge schwerer zu spielen. Und da Golf in Brasilien nicht gerade Volkssport ist, wird man diese Bedingungen leider eher selten sehen. 

Das Greenfee ist mit rund 410 Real (circa 100 Euro) kein Schnäppchen, aber im internationalen Vergleich gerechtfertigt. Die Leihschläger von Bridgestone sind super (100 Real / ca. 25 Euro), Driving-Range und Short-Game-Area ebenfalls. Alleine dem modernen Clubhaus fehlt die soziale Komponente. Nach der Runde bleibt kaum ein Golfer auf einen Drink. 

Wer in Barra ist, kann im sehr empfehlenswerten Vogue Fashion Hotel (ca. 75 Euro inkl. Frühstück) einchecken und deutlich beim Greenfee sparen. Das kostet dann nur noch 225 Real (55 Euro). Ein guter Deal. 



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